Godspell 1995

Und es begab sich, dass ein junger Mensch zu Pittsburgh in den USA am Ostersonntag in die Kirche ging. Sein Name war John-Michael Tebelak, gebürtig im Staate Ohio. Er war Student der Theaterwissenschaften.Doch als er zu Gott gebetet hatte und die St.Pauls Kathedrale wieder verlassen wollte, da fielen Polizisten über ihn her und durchsuchten ihn nach Marihuana. Denn er war langhaarig und sah wie ein Hippie aus. Als die Schergen nichts fanden, liessen sie ihn laufen.Der Gefilzte ging nach Hause und schrieb ein Theaterstück. Er gab ihm den Namen "Godspell"; das ist zu verstehen als Gotteszauber, Gottesfaszination; es kann auch übersetzt werden mit "Gott buchstabieren". Es ist das altenglische Wort für "Gospel" - Evangelium. So wird die Entstehungsgeschichte von "Godspell" geschildert. John-Michael Tebelak war damals gerade 22 Jahre alt. In dem ein Jahr älteren Theologie- und Musikstudenten Stephen Schwartz fand er einen kongenialen Komponisten und Texter für seine Songs. Mit einer Gruppe von Studenten erarbeiteten die beiden in einer Art Workshop das ganze Musical. Das Buch kam bei den Proben durch Improvisation der Schauspieler zustande; von John-Michael Tebelak wurde es in seine endgültige Form gebracht. Stephen Schwartz verfasste die Songtexte und schrieb die Musik. Er muss als der eigentliche Schöpfer des Musicals bezeichnet werden. Auf den Musicalbühnen in aller Welt ist Godspell immer wieder von Profi- und auch von Amateurensembles realisiert worden. Unsere Produktion aktualisiert das Musical nochmals und konfrontiert es mit dem Lebensgefühl am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. GODSPELL, die Entstehung unserer Produktion Ende November 1993 senkte sich zum letzten Mal der Vorhang beim Musical "Josef und seine Brüder" ("Joseph And The Amazing Technicolor Dreamcoat") von Andrew Lloyd Webber. Eine ausserordentliche Erfolgsproduktion ging zuende. Das Ensemble löste sich auf. Es blieb die Kerngruppe des Musicals, die Musikgruppe Aschira, sowie deren Leiter Georg Borgschulte. Er suchte ein halbes Jahr nach einem neuen Projekt, das er mit seiner talentierten und eingespielten Truppe realisieren könnte. Als er dann "GODSPELL" vorschlug, war die Begeisterung gleich da. Es war aber auch klar, dass sie weitere Sänger/innen und Musiker/innen hinzuziehen mussten. Georg Borgschulte hatte bei der Produktion von "NONNSense" hervorragende Sängerinnen und Musiker kennengelernt. Sie sagten sofort ihr Mitwirken zu. Schwierig gestaltete sich noch die Suche nach männlichen Rollen, damit das Stück nicht in "Jesus und seine zwölf Jüngerinnen" umbenannt werden musste. Doch bald fanden sich auch noch einige männliche Jünger ein. Als Georg Borgschulte dann noch Claudia Lau, mit der er schon zwei mal zusammengearbeitet hatte, als Regisseurin und Choreografin gewinnen konnte, war die Begeisterung im Ensemble gross und die Probenarbeit konnte im September 1994 beginnen... Inzwischen hatte Georg Borgschulte das Libretto bearbeitet und den Text aktualisiert. Zwei Akzente waren ihm dabei besonders wichtig: Zum einen wollte er nicht eine homogene Love-And-Peace-Hippie-Gruppe auf die Bühne bringen, sondern eher im Gegenteil die unterschiedlichen Typen, die verschiedenen Jugendkulturen nebeneinander stellen: Von Manta-Manni bis zur Schicki-Micki-Frau, von der Borussenfrau bis zum Banker, von der Prostituierten bis zum Chauvi. Der andere Akzent macht den Gegensatz, ja die Gegnerschaft deutlich, die zwischen der Freiheit des Evangeliums und dem befreienden Umgang Jesu mit den Menschen, besonders mit den "Kaputten" einerseits und dem menschenverachtenden Gehabe der Priester und Schriftgelehrten, der religiösen und kirchlichen Autoritäten - heute wie damals - andererseits besteht. Die Probenarbeit fand an Wochenenden und langen Abenden statt. Nicht zu vergessen ist, dass alle Mitwirkenden Amateure sind, die nebenbei noch Hausaufgaben oder Seminararbeiten, einen anstrengenden Beruf und eine Familie haben. Die Probenphase war hart. Aber sie hat viel Spass gemacht und hat das Ensemble zusammengeschweisst.